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YOU
ENTER GERMANY 2
Das Archivmaterial | The Archive Material
DVD mit 4 Stunden historischem Filmmaterial und Begleitbuch
ISBN 978-3-941037-62-5 © Konejung Stiftung: Kultur 2010
Erscheinungstermin: 16. November 2010. Preis € 19.50
Erhältlich im Buchhandel oder mit unserem →Bestellseite
Nach dem großen Erfolg von "You
Enter Germany - Hürtgenwald und der lange Krieg am Westwall"
veröffentlicht die Konejung Stiftung: Kultur nun eine Zusatz-DVD
mit über 4 Stunden historischem Filmmaterial aus den Jahren 1944
- 1954.
Die beiden Hauptfilme "Westwall - Aachen
- Hürtgenwald 1944" und "Nordeifel - Düren - Rur 1944
- 45" zeigen ungeschnittene Filmrollen, die während der Kämpfe
vom US Signal Corps aufgenommen wurden. Aus Gründen der Dokumentation
wurde dieses Material weder vertont, noch geschnitten und ermöglicht
so einen Einblick in die Arbeitsweise amerikanischer Kameramänner.
Viele der Motive können noch heute verortet werden. Ein zuschaltbarer
Audiokommentar auf Deutsch bzw. Englisch gibt weitere Hintergrundinformationen
zur Entstehung und zum historischen Kontext der Aufnahmen.
"Wir wollten unseren sehr emotionalen Dokumentarfilm
von 2007 nicht neu erfinden", so Drehbuchautor Achim Konejung, "deshalb
haben wir uns bei You Enter Germany 2' für eine reine Dokumentation
entschieden. Dieses Material zeigt gerade in seiner Urfassung viele versteckte
Informationen, die es zu entdecken gilt."
Sechs weitere Filme befinden sich im Bonusbereich
der DVD, u.a. eine US-Dokumentation über den Vormarsch der 1. US
Armee von Aachen zur Rur, ein US-Propagandafilm zur Ardennenoffensive
mit erbeutetem deutschem Filmmaterial ("The Enemy Strikes"),
die Dokumentation "Crossing the Rhine" und eine "United
News" mit Kampfaufnahmen aus Eschweiler und Geilenkirchen. Der deutsche
16mm Film "Hürtgenwaldsiedlungen" und "Battleground
Aachen" zeigen bislang wenig bekannte Aufnahmen vom Wiederaufbau
in Aachen, Hürtgenwald und Umgebung.
Das der DVD beiliegende Taschenbuch enthält
eine ausführliche Inhaltsangabe und den kompletten Wanderführer
zum "Historisch-literarischen Wanderweg Hürtgenwald 1938-1947".
→
Mehr Infos
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Der
Horst-Konejung-Preis 2010
geht an die
Edition
Krautgarten und ihren Herausgeber Bruno Kartheuser, St. Vith, Belgien.
Bruno Kartheuser hat mit der seit 1982 von ihm herausgegebenen Literaturzeitschrift
und der seit 1999 erscheinenden Edition Krautgarten der Literatur im deutschsprachigen
Ost-Belgien eine Plattform geschaffen, die ein hervorragendes Beispiel
dafür ist, wie die Kunst sicht- und unsichtbare Grenzlinien überwinden
kann.
Auch als Historiker und Schriftsteller hat sich Bruno Kartheuser einer
unbequemen Vergangenheit gestellt, wie die 1995 erschienene Publikation
"Kriegsverbrechen Stavelot Dezember 1944" und seine bis 2008
betriebene historische Recherche, als Tetralogie "Walter SD in Tulle"
erschienen, beweist.
→
Besuchen sie die Webseite des Preisträgers hier
Der nach dem Gründer der Konejung Stiftung: Kultur, Horst Konejung,
(gest. 2006) benannte und mit 5000 Euro dotierte Preis wird jährlich
an Personen oder Institutionen verliehen, die sich in der Euregio mit
historischen und kulturellen Projekten verdient gemacht haben.
Bisherige
Preisträger waren:
- 2005 Dr. Horst Walraff, Historiker, Düren
- 2006 Dr. Karola Fings, Stellvertretende Leiterin NS Dokumenationszentrum
der
Stadt
Köln, Historikerin
- 2007 Geschichtsverein Euskirchen mit seinem Vorsitzenden, Dr. Reinholf
Weitz
- 2008 Katharina und Dietrich Schubert, Eifel-Film, Kronenburg
- 2009 Martin Stankowski und Jürgen Becker, Köln
Die Preisverleihung fand am Samstag, dem 11. Dezember 2010, in St. Vith-
Neundorf, Versammlungshaus, statt.
Die Laudatio hielt der Luxemburgische Schriftsteller Nico Helminger (rechts)
Laudatio von Nico Helminger anlässlich der Verleihung des
Horst-Konejung-Preises 2010 an Bruno Kartheuser
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'im
hohen venn, der bruno, kämpft wie ein löwe gegen die braunen wurzeln
im unkrautgarten. (
)
der bruno, der gute, der tapfere. bei der lesung in st. vith gab es eine
zuhörerin. eine. wunderbar:
eine lesung für eine zuhörerin. von sowas träumt man jahrelang,
und wenn es dann eintritt, weiss
man es kaum zu schätzen. '
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Dieses Zitat,
sehr geehrter Herr Achim Konejung,
sehr geehrte Ehrengäste,
liebe Freunde des Krautgarten,
lieber Bruno,
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dieses
Zitat stammt von dem am 1. Juni dieses Jahres verstorbenen Kollegen
und Freund Roger Manderscheid, einem der bedeutendsten luxemburger
Schriftsteller, dem das letzte Krautgarten-Heft ja auch mehrere
Seiten widmet... weiterlesen
dieses Zitat stammt von
dem am 1. Juni dieses Jahres verstorbenen Kollegen und Freund Roger
Manderscheid, einem der bedeutendsten luxemburger Schriftsteller,
dem das letzte Krautgarten-Heft ja auch mehrere Seiten widmet,
und der mir des öfteren seine Bewunderung für die Arbeit
der Krautgarten-Leute ausgedrückt hat. Manderscheid skizziert
in diesen Zeilen, die der Erzählung warten auf gaudino entnommen
sind, auf liebevoll ironische Weise die Gegebenheiten einer Region,
die nach dem eben erwähnten guten, tapferen Bruno Kartheuser
soviel Widrigkeiten enthalten, dass, wie er sich ausdrückt, Spannung
garantiert ist: räumliche Enge, dürftige infrastrukturelle
Einrahmung im Kulturellen, ein minimales öffentliches Interesse
bei den Mitbürgern, viel unbewältigte Vergangenheit aus
der Nazizeit, Fehlen jedes äusseren Rahmens für Literaturarbeit
nach minimal vernünftigen Modalitäten - und immer wieder
die Frage nach der Existenz schlechthin. In einem solchen Umfeld,
in einer Region, die von kritischen Mitmenschen als ,Ort der Ödnis
und pausbäckiger Frömmigkeit in Versen' beschrieben wurde
und verwaltungspolitisch gelegentlich als ,Kleingliedstaat' charakterisiert
wird, das Wagnis einzugehen, eine Literaturschrift zu gründen
ist an sich schon eine Unverschämtheit, eine Anmassung, die bei
vielen Landsleuten zumindest auf Skepsis stossen muss und auch von
dem ein oder andern selbsternannten Grossstadt-Intellektuellen belächelt
werden dürfte.
Aber es ist gerade diese Herausforderung, die die Krautgarten-Leute
gereizt hat: In der vertrauten Enge auszuharren, nicht wegzulaufen,
sondern Gegengewicht zu schaffen, ein Signal des Widerstandes in der
Landschaft zu errichten, das auch andere ermutigen könnte, mit
im Hinterkopf der Frage, ob nicht nicht gerade eine kleine Gemeinschaft
besser als eine grosse Nation die Möglichkeit hätte, ihre
Kultur nach andern als nur kommerziellen Kriterien zu gestalten.
Hervorgegangen aus der von Bruno Kartheuser im Rahmen des Kreativen
Ateliers in St. Vith gegründeten ,Schreibstube', erschien die
Zeitschrift Krautgarten zum ersten Mal im September 1982. Die
Gründung der Zeitschrift war gewissermassen ein Akt der Selbsthilfe.
Für die Autoren der Schreibstube, die nach dem Prinzip der gegenseitigen
Kritik ihre Texte besprachen, gab es keinerlei Möglichkeiten
zu veröffentlichen; die Zeitschrift, die damals noch im Untertitel
,Zeitschrift des kreativen Ateliers' hiess, bot der kleinen Gruppe
von Autoren somit eine erste Möglichkeit, ihre Texte einem breiteren
Publikum vorzustellen. Bald schon löste sich die Zeitschrift
vom Atelier, danach von der Schreibgruppe: den Verantwortlichen war
klar, dass das neue unabhängige Forum für junge Literatur
nicht allein im und vom St. Vither Raum leben konnte; das Interesse
galt den Nachbarregionen und umliegenden Ländern, dem Anschluss
an zeitgenössische Literatur auch über Sprachgrenzen hinweg.
Mit der Öffnung nach aussen und der Bereitschaft, von Partnern
zu lernen ging eine Absage an das ,Terroir', an sogenannte Heimatliteratur:
,Für Ab- und Irrwege halten wir, so Bruno Kartheuser, Minderheitenjammer,
Deutschtumspflege und - Nostalgie und Terroir-Hymnen, gemäss
dem nachgetragenen Pétainismus, der seltsamerweise die meisten
ostbelgischen Volksschulen der 50 und 60er Jahre beherrschte.'
Jeder, der mal versucht hat, auch auf günstigerem Terrain, sich
in ein solches Abenteuer zu stürzen weiss, was es an Mut, Entschlossenheit
und Überzeugungskraft braucht, ein editorisches Projekt dieser
Art zu verwirklichen, insbesondere, wenn kompromissloses Engagement
und Unbestechlichkeit vorausgesetzt werden und Teile der Gesellschaft,
die einen solchen Krautgarten gerne verhindert hätten,
es aber nicht konnten, versuchen ihn dann auf ihre Weise auszunutzen
und sich verdächtig umtriebig ans Kulturelle ranhängen,
was zu ,tumorhaftem Wuchern gesponserter Feste und Festivals' führt,
das ,eher ein Nach-Luft-schnappen aus Weg- und Konzeptlosigkeit als
ein Ausdruck von vitaler Selbstbehauptung ist, ein organisiertes Lärmen
und Windmachen rund un die eigene Wort- und Sprachlosigkeit.'
,Kulturvereinigungen, schreibt Bruno Kartheuser in einem selbstkritischen
Rückblick auf die ersten Jahre von Krautgarten, Kulturvereinigungen
und andere schossen wie Pilze aus dem Boden, die lethargische Eifel
hatte sich urplötzlich in eine blühende Oase verwandelt.
In diesen Taumel passt auch die Gründung des Krautgarten.
Später, im Lichte der politischen Enthüllungen ab 1987,
stellte sich die Fülle der Spontangeburten als Marionettentheater
heraus, bei dem deutschnationale Geldgeber mit altem Territorialappetit
die Fäden gezogen hatten. So gilt für Krautgarten
wie für andere damals gleichzeitige Gründungen, dass den
glorreichen und mutigen Anfängen auch eine gewisse Schrägheit
und Schäbigkeit anhaftet. (
) die unsichtbare, aber objektiv
vorhandene und agierende Truppe in der Kulisse, für die es darum
ging, mit Krautgarten ein literarisch geprägtes U-Boot
im Teich des Autonomie-Biotops zu Wasser zu lassen. Krautgarten
hat sich rasch der Taufpaten entledigt.'
,Schrägheit' und ,Schäbigkeit', lieber Bruno, sind Worte,
die ich dann doch lieber in Zusammenhang bringen würde mit dem
anderen in dieser Stellungnahme angedeuteten für Krautgarten
kritischen Moment, der fast das Aus für die Zeitschrift bedeutet
hätte: Ich rede von den Machenschaften der ,Gemeinnützigen
Hermann-Niermann-Stiftung', die die ostbelgische Kulturlandschaft
- Institute, Schulen, Bibliotheken, Theater - beharrlich und zielstrebig
mit Geldern eindeckte, 100 Millionen Franken zwischen 1987 und 1995,
und in deren Umfeld es immer Personen mit neofaschistischen und pangermanischen
Verwicklungen gegeben hat, was insofern nicht überraschend war,
da der eigentliche Gründer der Stiftung ein österreichischer
Neonazi war.
Es ist eines der grossen Verdienste von Krautgarten, aufmerksam
gemacht zu haben auf diese Machenschaften und die Tätigkeit der
Niermänner kritisch hinterfragt zu haben, was ja nicht nur legitim,
sondern absolut notwendig war. Paradoxerweise geriet in der Region
aber nicht die Stiftung, sondern Krautgarten zunehmend unter
Beschuss. Alle, die Geld genommen hatten, waren Niermann-treu geworden.
Krautgarten sollte durch einen Prozess in die Knie gezwungen
werden; falls die Zeitschrift den geforderten Schadenersatz hätte
zahlen müssen, hätte sie nicht überleben können.
Sie merken, meine sehr verehrten Damen und Herren, ich spreche hier
über eine Literaturzeitschrift und rede eigentlich nur über
Politik. Ein gutes Zeichen, möchte ich sagen, das uns deutlich
macht, dass Literatur immer noch und sogar unmittelbar etwas bewegen
kann.
Krautgarten war von Anfang an eine in mehrfacher Hinsicht engagierte
Publikation, zum einen durch ihre unbestechliche Suche nach neuen
literarischen Ausdrucksweisen, zum andern durch ihr kompromissloses
Aufarbeiten historisch-politischer Gegebenheiten, ein Unternehmen,
das sich lieber mit Aufbruch, Versuch und Wagnis als mit Heimat, Region
und Kultur im offiziellen Sinn assoziiert und heute als Synonym für
internationale, mehrsprachige Kollegialität steht, ein Forum
ebenso für gestandene Meisterschaft wie für zögernden
Erststart voll Unsicherheit, eine seltene, glückliche Mischung
regionaler Verankerung und überregionaler, internationaler Ausstrahlung.
Dass Krautgarten nicht nur den Anspruch hat, neue Texte bekannt
zu machen, was an sich ja schon eine zu würdigende Aufgabe ist,
sondern vielmehr seit Jahren eine wohldurchdachte und konsequente
editorische Politik betreibt und Literatur, Kunst und Geschichte thematisch
miteinander verknüpft, ja, fast schon intertextuell agieren lässt,
zeigt sich auch in der letzten Ausgabe, in der die abgebildeten Werke
von Jan Vanriet, Portraits von Deportierten der Dossin-Kaserne in
Mechelen in Zusammenhang gebracht werden können einerseits mit
der Geschichte des im Oktober verstorbenen Entdeckers der fraktalen
Geometrie, Benoît Mandelbrot, der einen engen Bezug zu Tulle
hatte - auf Tulle werden wir noch zu sprechen kommen -und andererseits
auch zum Artikel ,Der Zug der 74.000', in dem die Instrumentalisierung
der Geschichte thematisiert wird.
1999 wurde die editorische Arbeit durch eine Buchreihe erweitert,
wobei gesagt sei, dass es auch vorher schon einzelne Buchpublikationen
gegeben hatte; zu den Veröffentlichungen gehören neben Einzelwerken
von Autoren aus der Region und darüber hinaus auch Sammelbände,
darunter die von Alfred Strasser zusammengestellte Anthologie ostbelgischer
Gegenwartsliteratur , Mit leichtem Gepäck' und das von Klaus
Wiegerling herausgegebene Werk mit dem programmatischen Titel ,Völkerfrei',
das Autoren versammelt, die in dem Vierteljahrhundert, zwischen 1982
und 2007 in Krautgarten veröffentlicht haben, eine beeindruckte
Anzahl und Vielfalt, von Astel und Avnery über Hugo Claus, Franzobel,
Grass, Gillessen, Hamburger, Jandl, Mayröcker, Pastor und Pedretti
bis zu Turrini, Waterhouse und Wurm, um nur einige wahllos aus der
ellenlangen Liste herauszupicken. Aus dem Vorwort von Klaus Wiegerling
möchte ich Ihnen ein paar Zeilen zitieren, die eines der Objektive
der Zeitschrift umreissen: ,Wenn es ein konkretes Ziel des Krautgarten
gibt, schreibt er, dann liegt es darin, eine bewohnbare Sprache zu
finden und damit ein bewohnbares Land. Sprache finden, das ist ein
immer wiederkehrendes Thema der Krautgarten-Beiträge.
Eine bewohnbare Sprache aber kann nicht die Sprache der Mächtigen
sein, nicht das Denglisch der Wirtschaftsführer, Politiker, Wissenschaftler
und Jobmacher, nicht die Überall-und-nirgends-Sprache, die tagtäglich
in medialer Aufblähung über uns hereinbricht und uns immun
fürs Zuhören macht. Eine bewohnbare Sprache ist konkret
und verortbar, ist keine Sprache der Einmoderierung und Verbergung,
aber immer eine Sprache, die offen ist für andere und anderes
Ebenfalls bei der Edition Krautgarten herausgekommen ist Walter,
SD in Tulle, eine vierbändige ausserordentlich recherchierte
Dokumentation, basierend auf Quellen französischer und deutscher
Archive: Am Beispiel Walter Schmald wird eine ,ostbelgische Karriere'
dokumentiert, angefangen bei der 'Volkstumsarbeit' unter NS-Lenkung
in Ostbelgien über die Lage im besetzten Frankreich bis zu den
Erhängungen von Tulle, die neben dem Verbrechen von Oradour zu
einem festen Begriff in der französischen Erinnerung an die deutsche
Besatzung geworden sind. Der St. Vither Walter Schmald war als Mitglied
des Sicherheitsdienstes massgeblich für die Auswahl der zur Erhängung
und zur Deportation verurteilten Tuller verantwortlich.
Autor dieses Werkes ist, Sie wissen es, der heute geehrte Herausgeber
des Krautgarten, der hier eine Dokumentation zusammengestellt
hat in einem Umfang und in einer Gründlichkeit, wie es sie vorher
nicht gegeben hat, und die ihm auch internationale Anerkennung als
Historiker einbrachte.
Bruno, wohl ebenso bescheiden wie kämpferisch, hat mir nahegelegt
doch bitte nicht zu sehr über ihn zu sprechen, über seinen
Krautgarten ja, aber nicht über ihn, doch soweit ich informiert
bin geht der Horst-Konejung-Preis 2010 an die Edition Krautgarten
und an ihren Herausgeber Bruno Kartheuser, wie es ausdrücklich
und, wie ich meine, zurecht heisst und ich werde nun doch ein paar
Worte sagen zu deiner Person, denn, du bist, auch das ist kein Geheimnis
und ich darf es, bei allem Respekt für deine Mitarbeiter und
ohne deren Verdienst schmälern zu wollen, laut sagen, die treibende
Kraft in diesem Garten. Also: 1947 geboren, an einem 10. Dezember;
du hattest demnach gestern Geburtstag und dazu möchte ich dir
dann hier nachträglich und zusätzlich zu den Gratulationen
zum Horst-Konejung-Preis meine Glückwünsche überbringen,
nicht ohne darauf hinzuweisen, dass an deinem ersten Geburtstag, am
10. Dezember 1948 also, die Generalversammlung der Vereinten Nationen
die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte verabschiedete. Ich
stell dies einmal so in den Raum, ohne irgendwelche Zusammenhänge
heraufbeschwören zu wollen, aber sicher ist: es passt, wenn ein
engagierter Mensch wie du seinen Geburtstag am Tag der Menschenrechte
feiern darf.
Du warst Lehrer für Latein und Griechisch, ein Altphilologe also,
der aber nie, und das betontest du ausdrücklich, sein Objekt,
so wie es oft in der Altsprachen- Zunft der Fall zu sein scheint,
als Vehikel für Reaktionäres verstanden hat. Du hast es
eher aus der Gegenposition begriffen und fandest bei den antiken Autoren
eine Fülle von Möglichkeiten auch emanzipatorisches Denken
in Texten zu begründen. Dem Altgriechischen fügtest du das
Neugriechische hinzu und Griechenland wurde dir eine Adoptivheimat
im Geistigen mit seiner Sprache, seiner Musik, seinem Lebensgefühl.
Nicht zufällig wähltest du als Titel für deine erste,
1985 erschienene Gedichtsammlung eine Zeile von Yannis Ritsos: 'Ein
Schweigen voller Bäume'.
Durch das Schreiben bist du dazu gekommen, wie du sagst, mit möglichst
wenig auszukommen und hast dir Senecas ,Omnia mea mecum porto' - Alles,
was mir wesentlich ist, trage ich bei mir - zu eigen gemacht.
Liest man deine literarischen Werke, angefangen bei dem eben erwähnten
'Schweigen voller Bäume' über 'Sonnensplitter' und 'Atemlängen'
bis zu deinem bisher letzten Band ,Späne', so fallen einem unwillkürlich
Amos Oz' Sätze ein: ,Der Patriotismus der Flagge muss einem Patriotismus
der Humanität weichen, einem Patriotismus der Erde, der Wälder,
des Wassers, der Luft und des Lichts, einer schöpferischen Beziehung
zur Schöpfung selbst. Schriftsteller sind also mit der Fähigkeit
ausgestattet, als Rauchmelder, vielleicht sogar als Feuerwehr der
Sprache zu dienen. Sie sind, um im Bild zu bleiben, die ersten, die
eine unmenschliche Sprache wittern, und daher rührt ihre moralische
Verpflichtung Feuer! zu rufen, sobald sie Brandgeruch wahrnehmen.
'
Du warst auch wiederholt Literaturbeauftragter der deutschsprachigen
Gemeinschaft Belgiens und bist wiederholt von diesem Posten zurückgepfiffen
worden, auch eine Folge deines Engagements und deiner Aufrichtigkeit
in einer nicht immer ganz aufrichtigen Umgebung.
Du hast trotzdem bereits einige Preise bekommen: 1996 den Walter-Hasenclever-Förderpreis
der Stadt Aachen. 1997 den Prix Adam de la Poésie in Brüssel
und den Literaturpreis des Rates Eupen.
Zum Abschluss dieser Rede, in die ich, du hast es gemerkt, so manchen
Ausdruck von dir, so manches Zitat auch, direkt oder abgewandelt eingebaut
habe, insbesondere was die Beschreibung der örtlichen Befindlichkeiten
anbelangt, da ich der Meinung bin, dass niemand diese so pertinent
und präzise wie du zu beschreiben vermag, dazu mit entwaffnendem
Humor, zum Abschluss also sei mir eine persönliche Erinnerung
erlaubt an unsere erste Begegnung. Wir fuhren durch diese Region hier,
durch deine Landschaft, die du mir zeigtest und erklärtest und
in deiner Art kritisch kommentiertest, wobei du Land und Leute nicht
verschontest und vorübergehend der Spott in leichte Verzweiflung
umzukippen schien. Ich dachte dabei an eine andere Reise - ich werde
jetzt einen Vergleich anführen, den der eine oder andere womöglich
als hinkend bezeichnen wird, aber ich denke, an einem Feiertag wie
diesem ist ein solcher erlaubt, eine ganz persönliche Assoziation
also: Ich war damals gerade aus den Vereinigten Staaten zurück,
wo ich am International Writing Program der Universität von Iowa
teilgenommen hatte. Von Iowa aus war ich mit einem Kollegen und Freund,
dem Dichter Pierre Joris zu einem Poesie-Festival in Telluride, Colorado
aufgebrochen. Wir fuhren durch den mittleren Westen, durch die Plains,
Meilen und Meilen nichts als Mais; einzige Abwechslung war eine ich
weiss nicht wie viele Meter hohe Statue, die aus den Maisfeldern herausragte
und einen bekannten Schauspieler zeigte: John Waynes Birthplace. Dann
wieder Mais bis Kansas, dort wurde der Mais weniger, dafür gab
es aber mehr Rinder. Wir machten halt in Lawrence, wo wir übernachteten
bei einem mit Pierre befreundeten Dichter, Kenneth Irby, der dort
an der Uni unterrichtete. Es war für mich eine in jeder Hinsicht
aussergewöhnliche Begegnung. Und was für ein Kontrast! Nach
dieser tagelangen Durststrecke, nach den spärlichen Begegnungen
mit Menschen, die uns in ihrer oberflächlichen Freundlichkeit
für kurze Zeit gerne aufnahmen, mit Literatur und Kultur allerdings
nichts am Hut hatten, jetzt dieser Gelehrte in seinem kleinen Haus
mit der grössten Privatbibliothek, die ich bis dahin gesehen
hatte. Ein Dichter, ein Weiser, des Chinesischen mächtig und
in den Kulturen Europas und des Orients weit bewanderter als seine
beiden Besucher zusammen, der um die Öde um ihn herum wusste,
um die Gleichgültigkeit seiner Landsleute in Bezug auf alles
Intellektuelle, der trotzdem nicht aufgab, sich einsetzte, als Gelehrter
und Schriftsteller. Dieser Ken Irby kam mir in den Sinn, als wir beide
unterwegs waren im herbstlichen Ostbelgien und durch die schmalen
Dörfer fuhren. Ich weiss nicht, wer der ostbelgische John Wayne
ist und ob es ihn gibt, aber ich weiss, Bruno, dass du ein Bruder
bist von Ken Irby, der mir genau wie du von seinem Land erzählte,
von den mit seiner Arbeit verbundenen Schwierigkeiten, der Zweifel
und Verzweiflung ins Gespräch brachte und gleich darauf schon
wieder einen Gegenentwurf zur sich breitmachenden geistigen Misere
bereit hatte.
So geht der diesjährige Horst-Konejung-Preis an einen engagierten
Publizisten, an eine Menschen, der sich 'positioniert' - nur dann
können andere dazu stoßen -, an einen Verleger, der mit
unermüdlichem Einsatz eine kulturelle Vernetzung der Regionen
ermöglicht hat, an einen kritischen Journalisten, der durch seine
kompromisslose Haltung immer wieder aneckt, an einen Historiker, der
unbequeme Vergangenheit aufarbeitet, an einen Dichter, der das Gehabe
der, um es mit Enzensberger zu sagen ,sekundären Analphabeten'
blosslegt und ihnen eine eigne Sprache entgegenhält, an den guten,
tapferen Bruno, Weltbürger in Neundorf.
Bruno, ich gratuliere dir und der Edition Krautgarten zum Horst-Konejung-Preis
2010 und wünsche dir und der Edition viele weitere Jahre und
wenn möglich auch viele weitere Preise, ihr habt sie verdient.
Bleibt unorthodox und unbequem!
Schliessen möchte ich dann auch mit ein paar Zeilen von dir:
'Und wenn uns, den Schreibenden oder Nachforschenden, zugemutet wird,
doch leiser zu werden oder am besten zu verstummen, sind wir überzeugt,
dass gerade das Gegenteil angebracht ist; nämlich noch stärker
in die Tasten zu greifen und die Worte Choral werden lassen.'
Herzlichen Glückwunsch
und vielen Dank !
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Nico Helminger bei seiner Laudatio auf Bruno Kartheuser, den Preisträger
des Horst-Konejung-Preises 2010 |
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Der Preisträger Bruno Kartheuser und Dr. David Eisermann, Beiratsvorsitzender
der Konejung Stiftung: Kultur. |
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SCHREIBEN
SCHAFFT TIEFENSTRÖMUNGEN
Dankesrede von Bruno Kartheuser anlässlich der Verleihung des
Horst-Konejung-Preises
Lieber Achim Konejung und werte Vertreter der Horst-Konejung-Stiftung,
liebe Mitglieder, Mitarbeiter und Vorstandskollegen des KRAUTGARTEN,
liebe Freunde und Gönner,
Es ist ein beträchtliches Glück, das sich da auf unser Haupt
ergießt. Unverhofft, ungewohnt, belebend wie ein Maitrunk, wo
man doch schon ins Altenteil hinüber wollte!
Im Namen des KRAUTGARTEN sage ich den Stiftern des Preises herzlichen
Dank.
Umso mehr, als die Ehrung unser Unternehmen in seiner ganzen Bandbreite
würdigt - in der literarischen und der historischen Arbeit. Das
umfasst die Zeitschrift, die Buchedition, die Kontakte mit hochkarätigen
und auch jungen Autoren in vielen Ländern Europas, und schließlich
den nimmermüden Dialog mit der eigenen Region, wie entmutigend
der auch mitunter verläuft. Aber wir wären ja nicht die
Langatmigen, wenn wir schon nach zwei oder drei Jahrzehnten aufgäben.
Dieser
Preis ehrt die vielen Menschen... weiterlesen
Dieser Preis ehrt die vielen
Menschen, die seit 28 Jahren an unserer Plattform mitwirken. Alle
Qualität und Originalität, die man KRAUTGARTEN bescheinigen
kann, kommt aus den Beiträgen der Autoren und Künstler sowie
aus dem künstlerischen Wollen der Betreiber.
Ich danke herzlich Nico Helminger für seine Freundesworte. Er
steht beispielhaft für all jene, die uns seit zwei Jahrzehnten
begleiten, und ist zugleich ein Autor, der aus dem Vollen schöpft.
In wenigen Tagen findet in seiner Stadt Esch die Première seines
neuen Stückes "Pegel der Gerechtigkeit" statt. Wir
müssen den luxemburgischen Nachbarn von Herzen gratulieren, dass
sie eine solch vielfältige und lebendige Literatur vorzuzeigen
haben. Zum Teil geht das auch auf die hartnäckige Pionierarbeit
einiger Aufbruch-Bewegter in den 80er Jahren zurück, zu denen
in der vordersten Linie unser verstorbener Freund Roger Manderscheid
gehörte, und auf das hilfreiche Wirken des Centre National de
Littérature in Mersch unter der Leitung der hier anwesenden
Direktorin Germaine Goetzinger. Man findet bei den Nachbarn einen
Schriftstellerverband, Verlage, Medien, Autorenförderung,
Preise, Theater, Schullesungen - kurzum, die breite Palette jener
Strukturen und Hilfsmittel, die Literatur sichtbar machen.
Die für Kultur zuständige Ministerin, Frau Weykmans, hat
sich für heute entschuldigt. Wir freuen uns über ihre Gratulation.
Unser Verhältnis zur Ministerin ist relativ komplex. Einerseits
ist die Alimentation aus Eupen seit zwei Jahren endlich zufriedenstellend,
die Verwaltung ihrerseits betreut uns vorbildlich und zuvorkommend,
und wir sind sehr dankbar dafür. Doch bezüglich des von
uns dringend gewünschten elementaren Rahmens, um die Zukunft
der Literaturarbeit zu sichern, werden unsere Vorschläge ignoriert
und ohne Erklärung beiseite geschoben. Wir stoßen da auf
eine Verweigerungshaltung, die wenig mit Vernunft und konstruktiver
Zukunftsplanung zu tun hat, so als gäbe es unüberwindbare
Sprachbarrieren. Vielleicht hat unser Dissens einen tieferen Sinn:
zwei Wege, zwei Religionen, um Kultur- und Literaturarbeit zu betreiben.
Unser Weg erfährt heute - wieder einmal - Anerkennung. Der ihre
muss sich erst noch bewähren.
Die deutsche Sprache ist unser Medium und zugleich der wesentliche
"Alleinstellungsfaktor" der DG und damit ihrer Autonomie.
Oder, wie ein Eupener Kulturminister einmal ausführte: "Wir
sind eine Gemeinschaft, die sich in erster Linie durch die Kultur
und durch die sie tragende Sprache definiert."
Wie soll man dann nachvollziehen, dass der Sprach- und Literaturbereich
das Stiefkind, le parent pauvre der Eupener Politik und Selbstdarstellung
ist. Ein Soziologe müsste vermutlich in einer Feldanalyse festhalten,
dass der hiesige Boden garstige Bedingungen für Kulturarbeit-in-der-Tiefe
bietet; dass die so genannten gesellschaftlichen Eliten aus unerfindlichen
Gründen kulturfeindlich sind; dass die Literatur als entbehrlicher
Auswuchs einer sonderlichen, abstrusen Fantasie gilt; dass die ängstlich
gehaltenen Lehrer und Erzieher einen kalten Horror vor dem sich frei
entfaltenden Gedicht empfinden.
Wie gesagt: Ich bin kein Soziologe. Ich gestehe: Ich kann diese Unlogik
nicht begreifen.
Was TUN wir? Die Antwort ist schlicht und klingt entsetzlich banal:
Wir praktizieren Europa im Vorgriff.
Sehen Sie das heutige Ergebnis unseres Einsatzes: Autoren und Künstler
und viel Zuspruch und oft auch öffentliche Förderung aus
der Wallonie, Flandern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Berlin,
Baden-Württemberg, Bayern, Österreich, der Schweiz, Frankreich,
Luxemburg, den Niederlanden. Seit 28 Jahren.
Bis heute kein Cent irgendeiner europäischen Behörde. Wieder
einmal: Was wir tun und was die wollen, ist inkompatibel. Wir betrachten
grübelnd und nachdenklich den Diamant, den wir in der Hand halten
und der für diese Kreise als wertloser Schotter gilt. Die Eupener
Autonomiebehörde hat es seit Jahrzehnten verstanden, ihre Günstlinge
in europäischen Programmen unterzubringen. Das hat sie für
KRAUTGARTEN und unsere Literaturarbeit nie in Erwägung gezogen.
Woran lag das? Heute antworte ich mit zweifelsfreier Bestimmtheit:
An unserer grundsätzlichen Option, die sich partout nicht auf
politische Anbiederung und Propagandahilfe verstehen will. Während
diejenigen, die sich auf diese Kirmes eingelassen haben, den Biss
und ihre Würde verloren haben. Und wir haben etwas Unschätzbares
bewiesen: Man kann funktionstüchtige Kooperationen und Herzens-Seilschaften
quer durch die Länder und Regionen bilden, ohne Berufung auf
die alten Dämonen des Nationalismus und ohne die lärmende
Caravane du Tour, die das Europa der seichten, eher touristisch gepolten
Projekte kennzeichnet.
Was gehört noch zu unserm Wesentlichen? Ich zähle Ihnen
einige Namen auf von Zeitgenossen, die an unserer Seite waren: Jean
Vodaine aus Baslieux in Lothringen, Erwin Ringel aus Wien, Aglaja
Veteranyi aus Zürich, Oskar Pastior und Libue Moníkova
aus Berlin, Jacques Izoard aus Lüttich, Bruno Lédée
aus Tulle, Roger Manderscheid aus Luxemburg. Sie zählen zu unseren
"Unsterblichen", sie sind unsere Akademie.
Unser Werk ist vorrangig auf kreative Menschen und Persönlichkeiten
gegründet.
Mit unserer erkennbaren Positionierung stehen wir sperrig gegen den
hauptamtlichen Kulturbetrieb mit seinem hektischen Geld- und Kommerztreiben.
Dazu kann auch die Unterhaltungsindustrie genügen, wie sie zur
Zeit den fast ausschließlichen Inhalt des St. Vither Luxus-
und Größenwahnzentrums Triangel ausmacht. Weswegen wir
ausdrücklich und bewusst hier im Neundorfer Dorfsaal feiern,
der uns Bodenhaftung bietet. Bei diesem Bau hat das ganze Dorf angepackt
und eine Leistung vollbracht, die wir nur bewundern können. Hier
fühlen wir uns wohl.
Gegen das in der offiziellen Kulturpolitik vorgeführte Schrille
und Aufgedonnerte setzen wir unser seit langem praktiziertes Credo,
das Uri Avnery wie folgt formuliert: "Schreiben schafft Tiefenströmungen".
Darauf gründet sich unser Optimismus und unsere weit in die Zukunft
reichende Zuversicht in der Einöde. Und es gehört auch zwingend
für uns dazu, dass die Literatur die Dinge bei ihrem Namen zu
nennen hat. Also mischen wir uns ein und sprechen freimütig in
die Landschaft - unbekümmert, ob unser Reden gelegen oder ungelegen
kommt.
Die langjährige Mittelkargheit und die Ausgrenzung über
weite Strecken haben unser Gedächtnis geschärft. Zwar vergessen
wir den einen oder andern, der uns bewusst geschadet hat, der uns
vernichten wollte, der als tätiger Faschist über unsern
Weg gelaufen ist. Aber wir vergessen nicht diejenigen, die uns Freundschaft
und tätige Hilfe gestiftet haben. Sie sind die Quintessenz unseres
Unternehmens. Aus ihren Reihen stammen unsere Mitglieder, stammen
die Freunde und Förderer, die heute her gekommen sind, um sich
ehrlich mit uns zu freuen, und die vielen, die uns ihre Freude mitgeteilt
haben. Sie, liebe Anwesende, sind ein allgemeingültiger Querschnitt
unserer "Familie", die Verwirklichung jener res publica,
wie sie uns ideal und diffus vorgeschwebt hat, als wir das Unternehmen
1982 gründeten, das wir seitdem mit und ohne öffentlichen
Segen konsolidiert haben. Irréductible, nicht beliebig besetz-
und manipulierbar, immer mit kritischem Geist gegenüber der Macht
ausgestattet, da wo sie willkürlich auftritt - das ist unser
Markenzeichen und bleibt unsere Leitlinie für die wenigen verbleibenden
Jahre. So wie es uns einmal Georges-Arthur Goldschmidt aus Paris bescheinigte:
"Im KRAUTGARTEN wächst auch - zum Glück - Unkraut,
jene kleine Pflanze der stets wachsamen Widerborstigkeit, die dem
vorbeigehenden Gast zuflüstert: Glaube nicht, sondern denke,
bediene dich zu jeder Gelegenheit der Vernunft."
Da hinein gehört auch die Geschichtsarbeit, die wir uns mit meiner
Tulle-Arbeit erschlossen haben. Nicht nur weil Geschichte eminent
prägend für die Selbstfindung jeder Region und jedes Landes
ist, sondern auch, weil die Prinzipien zur Annäherung an die
historische Wahrheit in absoluter Parallelität zur Qualitätsarbeit
in der Literatur stehen: das sind Wahrhaftigkeit, Unbestechlichkeit,
Solidität. Wenn jede Gattung auch ihren eigenen Kanon hat, so
sind es dennoch keine fremden Nachbarschaften. Und auch in diesem
Bereich müssen wir erleben, dass dieser Quellenarbeit in unserer
Region höchster Argwohn wenn nicht sogar feindselige Ablehnung
entgegenschlägt.
Ich schrieb in der Synthese meiner vierbändigen Tulle-Recherche
die folgenden Anmerkungen über Ostbelgien: " Das Erinnern
ist entweder tabu oder übt sich in zögerlichen, minimalen
Pflichtübungen. Die Region hat den Status der Mittäterschaft
[an den Verbrechen des Nazismus] bis heute nicht akzeptiert. Es bleibt
eine geheime Lust am Zündeln, hart am Revisionismus entlang.
Niemand in der neuen Nomenclatura (und ebenso wenig die Schulen) sorgt
sich darum, den Faschismus soweit zu thematisieren, dass daraus Immunität
erwüchse. (
) Die Gegend hat sich einen Opferstatus verliehen,
vor dem alles Verbrecherische der Nazi-Implikation verschwindet."
Also auch auf dieser Ebene der Versuch eines Dialogs, um die Gewissensebene
zu erreichen und einen moralischen Standard zu verwirklichen, wie
er der Demokratie nach 1945 geziemt.
Insgesamt befinden wir uns auch heute noch im Rahmen unseres maßgeblich
von Gerhard Heuschen in den 90er Jahren inspirierten Programms der
Grenzwerte, in der Zeit vor dem Niermann- Keulenschlag und den Willkür-Urteilen
einer schamlos servilen Justiz. Wir bereicherten damals die ostbelgische
Öffentlichkeit mit den Blickpunkten Österreich, Schweiz
und Berlin, unter Mitwirkung von Erwin Ringel, Ulrike Finder, Jost
Krippendorf, Herbert Lengeler, Stephan Krawczyk - um nur einige zu
nennen. Diese Ereignisse zielten darauf ab, die Grenzen geistig zu
öffnen und der kleinen und ärmlichen Region Sauerstoff und
Mehrwert zu verschaffen.
Damit habe ich das Spektrum unserer Tätigkeit skizziert und dargelegt,
was uns antreibt. Ich selber habe bei all diesem Experimentieren eine
privilegierte Stellung inne. Bei mir laufen alle Fäden des Unternehmens,
des Netzwerkes, der hochsensiblen Konstruktion zusammen. Ich verhandle
mit den Autoren, den Künstlern, den Forschern und Archivaren,
den Grafikern und Druckern, den Politikern, Bürokraten und Instanzen,
den Journalisten, den Sponsoren, den Neugierigen
es ist das
schönste Amt, das KRAUTGARTEN zu vergeben hat. Es ist ein wesentlicher
Teil meines Glückes, meiner raison d'être.
Deshalb danke ich den vielen, die das ermöglichen und die mich
begleiten und stützen, und besonders der Redaktion und dem Vorstand:
Alessandra Kartheuser, Leo Gillessen, Klaus Wiegerling, Dirk Müller
und Alfred Strasser, sowie der Sekretärin Monika Mathieu.
Liebe Freunde, lasst uns anstoßen:
auf die großherzige Stiftung, die uns dieses Fest heute bereitet,
auf KRAUTGARTEN und unsere Weiterarbeit in den nächsten Jahren:
im Zeichen des Brückenschlags, der Zusammenführung kreativer
Menschen, der nachhaltigen Literaturarbeit. Auch wenn diese hierzulande
vorwiegend darin besteht, Sonnenblumenkerne in der Wüste zu pflanzen!
Ich danke Euch. |
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"Simplicius
45" von Heinz Küpper |
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Roman, Neuausgabe.
Rheinische Edition im Verlag Ralf Liebe |
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Vorwort zur Neuausgabe von Achim Konejung. Hier online lesen.
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Leseprobe herunterladen (PDF, 84 Kb) |
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Bodo
Primus liest Passagen anlässlich der Neuausgabe von Heinz Küppers
erfolgreichstem Roman.
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Start am Sonntag, 25.04.2010 um 11.30 Uhr im Forum Vogelsang. Weitere
Informationen und alle Termine siehe →
Termine
→
Hörprobe der Lesung mit Bodo Primus am 5. Mai 2010 in der Lutherkirche
Köln
"...
eine markante Stimme der deutschen Nachkriegsliteratur, die nicht überhört
werden darf..."
Karl Otto Conrady
"Ich war Nazi und Andreas war es nicht." Dieser Satz auf der
ersten Seite beschreibt brillant die Offenheit, mit der Küpper in
den muffigen 60er Jahren an die jüngste deutsche Vergangenheit heranging.
Kein Wunder, dass der Autor damals im Adenauer-Deutschland auf Konfrontation
stieß und der Erfolg im Ausland weitaus größer war. In
sieben Sprachen wurde "Simplicius 45" seinerzeit verlegt und
der Figaro Litteraire übertitelte sein Interview mit dem jungen Autor:
"Endlich ein Deutscher, der sich erinnert, Nazi gewesen zu sein!"
Die Neuerscheinung des Romans im Rahmen der Werkausgabe gibt noch einmal
die Möglichkeit, einen Blick auf diesen wieder zu entdeckenden Autor
zu werfen.
Heinz Küpper ist ein herausragender Chronist dieses Landes. Ausgehend
von den Erfahrungen und Erlebnissen in seiner rheinischen Heimat hat er
in besonderer Form und mit hoher literarischer Finesse die bundesrepublikanische
Wirklichkeit beschrieben und reflektiert. Nach seinen Erstlingserfolgen
"Simplicius 45" und dem Industrie-Roman "Milch und Honig"
erlebte er ab Mitte der 80er eine Renaissance mit den Jakob-Romanen, die
als "Mutter aller Eifelkrimis" gelten. Heinz Küpper starb
2005 in Mechernich.
"Simplicius 45" erscheint zeitlich zum Gedenken an das Ende
des NS-Regimes und des Zweiten Weltkriegs vor 65 Jahren. Die von dem renommierten
Sprechern Bodo Primus vorgetragenen Romanpassagen werden eingerahmt von
authentischem Film- und Bildmaterial vom Kriegsende im Rheinland, darunter
seltene Farb- und Privataufnahmen aus dem Archiv der Konejung Stiftung:
Kultur.
"Simplicius 45", Neuausgabe
ISBN 978-3-941037-45-8
Erscheinungsdatum: April 2010
Preis: 20,00 €
Ca. 300 Seiten, gebunden
Herausgegeben von der Konejung Stiftung: Kultur in der Rheinischen Edition
im Verlag Ralf Liebe, bearbeitet von Armin Erlinghagen.
Unterstützt vom Freundeskreis Heinz Küpper, dem Geschichtsverein
Euskirchen, der NRW Stiftung und der Sparkasse Euskirchen.
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Heinz Küpper
(1930-2005)
(Foto Manfred Lang) Abdruck ist honorarfrei. |
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Projekte
der Konejung Stiftung: Kultur 2010 |
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Seit
2004 hat sich die Konejung Stiftung: Kultur erfolgreich in ungewöhnlichen
und neuartigen Darstellungsformen mit der jüngeren Vergangenheit des
Rheinlands und der Grenzregion befasst. Schwerpunkte waren die so genannte
Schlacht im Hürtgenwald und die Bau-, Kriegs- und Nachkriegsgeschichte
des Westwalls. Vor allem der Film "You Enter Germany" und das
Projekt Multimedia-Historyguide haben bislang über 80.000 Zuschauer
erreicht. Die ganztägigen "Zeitreisen" des Projekts "Fahrt
in die Vergangenheit" mit Lesungen vor Ort wurden über einen Zeitraum
von fünf Jahren regelmäßig aufgeführt. An den Wanderungen
und Führungen auf dem historisch-literarischen Wanderweg, den die Stiftung
im Auftrag der Gemeinde Hürtgenwald eingerichtet hat, haben Hunderte
Besucher teilgenommen. |
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Legenden im Mythenwald.
(Foto: Konejung Stiftung: Kultur) |
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Da
in der lokalen Aufarbeitung der historischen Ereignisse noch immer Defizite
auftreten, hat die Konejung Stiftung: Kultur entschieden, vorerst keine
weiteren Veranstaltungen mehr vor Ort durchzuführen, sondern stattdessen
in einer Kooperation mit dem Lehr und Forschungsgebiet Wirtschafts- und
Sozialgeschichte der RWTH Aachen, wissenschaftliche Projekte zum Thema zu
fördern.
(Lesen Sie dazu auch den Beitrag von Rass, Lohmeier und Rohrkamp in der
aktuellen Ausgabe von "Geschichte in Köln": Wenn ein Ort
zum Schlachtfeld wird - Zur Geschichte des Hürtgenwaldes als Schauplatz
massenhaften Tötens und Sterbens seit 1944, Seite 299.)
→
www.geschichte-in-koeln.de
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Hürtgenwald:
bis heute zweifelhafte Angaben zu den Opferzahlen.
Lesen Sie dazu auch die Stellungnahme unter "News". |
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Bisher
von der Konejung Stiftung: Kultur unterstützte und weiterlaufende Projekte: |
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Magisterarbeit Jens Lohmeier |
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Lohmeier, Jens: Totenruhe. Die Toten der Schlacht im Hürtgenwald,
Magisterarbeit,
RWTH Aachen 2008, 177 S.
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Kriegsgräberstätte
im Kreis Düren, Soldatenfriedhof Vossenack. |
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Die
Studie von Jens Lohmeier ist der erste Versuch einer systematischen Analyse
des Umgangs mit den deutschen Soldaten, die im Winter 1944/45 während
der so genannten Schlacht im Hürtgenwald getötet wurden. Auf der
Grundlage einer zusammenfassenden Darstellung der Kampfhandlungen in der
Eifel während der Endphase des Zweiten Weltkrieges verfolgt die Arbeit
drei Fragestellungen. Erstens die Untersuchung des Sozialprofils der getöteten
deutschen Soldaten, zweitens - darauf aufbauend - eine Rekonstruktion der
Intensität der Kämpfe anhand der Verteilung der "Gefallenen"
über Raum und Zeit, sowie drittens eine Skizze der Totenbergung im
Hürtgenwald unter Berücksichtigung der wichtigsten Akteure. Sie
versteht sich damit ebenso als eine Bestandsaufnahme der bisherigen Forschung
wie als Beitrag zu einer neuen Sozialgeschichte des Schlachtfeldes [eine
Veröffentlichung wird angestrebt]. |
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Tagung |
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The
Experience of War in a Border Region: Belgium, Luxemburg, the Netherlands
and Germany 1914-1945. |
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Von der Konejung
Stiftung: Kultur unterstützte Tagung an der RWTH Aachen. |
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Wie
wirkten sich Krieg und Kriegserfahrungen im Westeuropäischen Grenzland
aus? Welche ökonomischen, sozialen und kulturellen Folgen lassen sich
von Krieg und Kriegserfahrung im regionalen Kontext ableiten? Wie beeinflussten
beide Faktoren die Landschaft, die Gesellschaft(en) und die kollektiven
Geschichtsbilder im Grenzland?
Fragen wie diese thematisierte am 12./13. März 2009 ein internationaler
Workshop, zu dem sich an der RWTH Aachen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
aus Belgien, den Niederlanden, Luxemburg und Deutschland versammelt haben.
Link zum Programm: →
http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de
Link zum Tagungsbericht: →
http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte
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Magisterarbeit Eupen-Malmedy und Luxemburg als Rekrutierungsgebiet der deutschen
Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg
(von Peter M. Quadflieg M.A.)
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Etwa
20.000 junge Männer aus dem Großherzogtum Luxemburg und den ostbelgischen
Kantonen Eupen, Malmedy und St. Vith teilten im Zweiten Weltkrieg das gleiche
Schicksal: Sie dienten in Hitlers Wehrmacht. Der Großteil dieser Soldaten
trat nicht freiwillig in die Wehrmacht ein. Durch die unterschiedlich verlaufende
Annexion der beiden Gebiete wurde großen Teilen der Bevölkerung
die deutsche Staatsbürgerschaft verliehen und gleichzeitig die Wehrpflicht
eingeführt. Während die Reaktionen auf diese Entwicklung in Luxemburg
feindselig waren und zeitweise den Charakter eines Volksaufstandes annahmen,
kam es in den altpreußischen Gemeinden des ostbelgischen Gebiets zu
keinen vergleichbaren Zusammenstößen zwischen Bürgern und
Besetzungsmacht. Diese grundsätzlich unterschiedliche Einstellung zum
Wehrdienst - in Ostbelgien eine ungeliebte aber letztendlich logische und
damit akzeptierte Konsequenz der Rückgliederung an das Deutsche Reich,
in Luxemburg dagegen ein als tiefe Ungerechtigkeit und Beschneidung der
nationalen Souveränität empfundener Affront - setzte sich auch
im kollektiven Verhalten der Rekruten fort. |
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Die
2008 beim Shaker Verlag Aachen erschienene Arbeit, deren Publizierung durch
die Konejung Stiftung: Kultur finanziell unterstützt wurde, zeichnet
den Weg dieser Männer in die deutsche Wehrmacht anhand von Sachakten
der Wehrmacht und der Rekrutierungsverwaltung nach und gleicht die so gewonnenen
Erkenntnisse mit 684 Personalunterlagen ehemaliger ostbelgischer und luxemburgischer
Wehrmachtssoldaten ab. Damit wird erstmals ein bisher wenig berücksichtigter
Quellenbestand empirischer Massendaten für die Analyse des Komplexes
"volksdeutscher" Soldaten in der Wehrmacht genutzt. Die Arbeit
stellt damit die bisher vor allem von Betroffenen und populärwissenschaftlichen
Autoren betriebene Forschung auf ein neues Quellenfundament. Für diesen
innovativen Ansatz wurde die Magisterarbeit auf der die vorliegende Schrift
beruht mit dem Wilhelm-Deist-Preis für Militärgeschichte 2007
ausgezeichnet. |
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Aktuelle
von der Konejung Stiftung: Kultur geförderte Projekte: |
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Forschungsprojekt:
das Malmedymassaker 1944 |
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Eine
Projekt der RWTH Aachen (Lehr- und Forschungsgebiet Wirtschafts- und Sozialgeschichte)
mit Unterstützung der Konejung Stiftung: Kultur |
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Projektbeschreibung:
Am 17. Dezember 1944 wurden nahe der belgischen Ortschaft Baugnez im Zuge
der Ardennenoffensive etwa 100 US-Soldaten von der "Kampfgruppe Peiper",
die aus Soldaten der 1. SS-Panzerdivision bestand, gefangen genommen. Kurz
darauf wurden über 80 der GIs erschossen. Die genauen Umstände
dieses für die deutsche Kriegsführung im Westen ungewöhnlichen
Kriegsverbrechens sind bis heute ungeklärt. Kam es in der nervösen
Hektik des geplanten raschen Vorstoßes Richtung Westen zu dieser Tat
oder war es eine kaltblütige Exekution durch fanatische Nationalsozialisten?
Im Rahmen der Dachauer Prozesse wurden 73 Soldaten der Waffen-SS u. a. wegen
der Ermordung von Kriegsgefangenen bei Baugnez verurteilt, 40 davon zum
Tode, die übrigen zu langen Haftstrafen. Keines der Todesurteile wurde
jedoch vollstreckt, nachdem intensive juristische Auseinandersetzungen über
die umstrittenen Abläufe von Tat und Kriegsverbrecherprozess geführt
worden waren. Mitte der 1950er Jahre kam der letzte Verurteilte auf Bewährung
frei.
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Auch
an anderen Orten in den Ardennen fanden Massaker durch die Waffen-SS
statt: Memorial in Ligneuville. |
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Bis
heute bestimmen mehr Mythen als Fakten die Diskussion in Öffentlichkeit
und Forschung. Im Rahmen eines UROP-Projektes der RWTH Aachen arbeitet eine
Gruppe von Studierenden unter der Leitung von Peter Quadflieg M.A. und Dr.
des. René Rohrkamp das Thema neu auf. Die Konejung Stiftung: Kultur
unterstützt die Arbeit der Forschungsgruppe finanziell.
Den Rahmen der Untersuchung bildet zum einen die Einbettung der Erschießungen
bei Baugnez in den Kontext der Ardennenoffensive, zum anderen in die Geschichte
der Waffen-SS im letzten Kriegsjahr. Vor diesem Hintergrund analysieren
weitere Teilstudien das sog. Malmedymassaker im Hinblick auf das Kriegsvölkerrecht,
sozialbiographisch und diskursanalytisch.
So ordnet das Projekt die Ereignisse vom Dezember 1944 in den Themenkomplex
Kriegsverbrechen ein und verortet es in der aktuellen Diskussion und Forschung.
In einem zweiten Schritt wird das Ereignis durch die kritische Auswertung
einer Vielzahl von Quellen rekonstruiert, wobei personenbezogene Quellenbestände
aus deutschen und US-Archiven erstmals eine sozialbiographische Annäherung
an Täter und Opfer ermöglichen. Die Untersuchung folgt hier den
Leitfragen: Wie sieht das Sozialprofil beider Gruppen aus? Unter welchen
Umständen kreuzten sich ihre Wege? |
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Kriegsrelikte
in den Ardennen: Der Königstiger von La Gleize. |
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Wie
die Ereignisse bei Baugnez mittelbar wirkten, zeigt die diachrone Analyse
der Berichterstattung in verschiedenen deutschen und US-Zeitungen rund um
das Ereignis und in der Nachkriegszeit. Leitfragen sind hier: Wie verlief
die öffentliche Diskussion über die Jahrzehnte? Beeinflussten
der Vorfall und seine juristischen Folgen das Kriegsrecht? Schuf das sog.
Malmedymassaker einen Präzedenzfall?
Ziel und Zweck ist eine ganzheitliche Neubewertung der Vorgänge, die
ein neues Licht auf die oft interessengeleitete Verklärung dieses Kriegsverbrechens
wirft, die Aufarbeitung soll im Form eines Sammelbandes Anfang 2011 erscheinen.
Weitere Projekte sind in Planung und werden in Kürze bekannt gegeben.
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Das
"Massaker von Malmedy": Täter, Opfer, Forschungsperspektiven
Herausgegeben von Peter M. Quadflieg und René Rohrkamp
Mit Beiträgen von Tobias Albrecht, Mats Autzen, Anna Hissel und Katharina
Hoppe
(Band 6 der Aachener Studien
zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte, gefördert durch die Konejungstiftung:
Kultur)
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Am
17. Dezember 1944 wurden nahe der belgischen Ortschaft Baugnez im Zuge der
Ardennenoffensive etwa 100 US-Soldaten von der "Kampfgruppe Peiper",
die aus Soldaten der 1. SS-Panzerdivision bestand, gefangen genommen. Kurz
darauf wurden über 80 der GIs erschossen. Die genauen Umstände
dieses für die deutsche Kriegsführung im Westen ungewöhnlichen
Kriegsverbrechens sind bis heute ungeklärt. Kam es in der nervösen
Hektik des geplanten raschen Vorstoßes Richtung Westen zu dieser Tat
oder war es eine kaltblütige Exekution durch fanatische Nationalsozialisten?
Bis heute bestimmen mehr Mythen als Fakten die Diskussion in Öffentlichkeit
und Forschung. Im Rahmen eines UROP-Projektes am Lehr- und Forschungsgebiet
Wirtschafts- und Sozialgeschichte arbeitet eine Gruppe von Studierenden
das Thema neu auf.Den Rahmen der Untersuchung bildet zum einen die Einbettung
der Erschießungen bei Baugnez in den Kontext der Ardennenoffensive,
zum anderen in die Geschichte der Waffen-SS im letzten Kriegsjahr. Vor diesem
Hintergrund analysieren weitere Teilstudien das sog. Malmedymassaker im
Hinblick auf das Kriegsvölkerrecht, sozialbiographisch und diskursanalytisch.
So ordnet das Projekt die Ereignisse vom Dezember 1944 in den Themenkomplex
Kriegsverbrechen ein und verortet es in der aktuellen Diskussion und Forschung.
In einem zweiten Schritt wird das Ereignis durch die kritische Auswertung
einer Vielzahl von Quellen rekonstruiert, wobei personenbezogene Quellenbestände
aus deutschen und US-Archiven erstmals eine sozialbiographische Annäherung
an Täter und Opfer ermöglichen. Die Untersuchung folgt hier den
Leitfragen: Wie sieht das Sozialprofil beider Gruppen aus? Unter welchen
Umständen kreuzten sich ihre Wege?
Wie die Ereignisse bei Baugnez mittelbar wirkten, zeigt die Analyse der
Berichterstattung um das Ereignis und in der Nachkriegszeit. Leitfragen
sind hier: Wie verlief die öffentliche Diskussion über die Jahrzehnte?
Beeinflussten der Vorfall und seine juristischen Folgen das Kriegsrecht?
Schuf das sog. Malmedymassaker einen Präzedenzfall?
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Die Studie ist 2010 beim Shaker Verlag, Aachen erschienen.
ISBN: 3832292411
168 Seiten
19,80 Euro
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Weitere
für 2010 geplante Projekte der Konejung Stiftung: Kultur: |
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Historisch-Literarische
Wanderung zum Thema "Römer in der Voreifel" |
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Zusammen
mit Archäologen und den aktuellen Preisträgern des Horst-Konejung-Preises,
Jürgen Becker und Martin Stankowski, führt Achim Konejung eine
historisch-literarische Wanderung auf dem Drover-Berg-Tunnel-Wanderweg durch. |
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Natur-
und Vogelparadies Drover Heide zwischen Kreuzau und Vettweiß.
Dort befindet sich als Bodendenkmal der längste Römische
Tunnelbau nördlich der Alpen. Siehe auch Multimedia-Historyguide. |
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Ein
genauer Zeitpunkt der Veranstaltung und weitere Details werden im Frühjahr
2010 bekannt gegeben. |
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